Was ist die effektivste Weise Treibhausgasemissionen zu vermeiden bzw. zu reduzieren?

  • Verzicht auf das private Auto und stattdessen ein Fahrrad zu nutzen?
  • Güterverkehr auf die Schiene?
  • Verzicht auf Fleischproduktion, also Vegetarier werden?
  • Verzicht auf Flugreisen?
  • Stopp der Rodungen des Amazonasgebiets und stattdessen seine Wiederbepflanzung?

Man kann die Liste der zu erwartenden Antworten noch verlängern und trotzdem werden viele Menschen den wichtigsten Hebel, an dem auch dringend angesetzt werden sollte, nicht nennen! Es sind die weltweit eingesetzten Klima- und Kühlanlagen. Sie müssen radikal verändert und verbessert werden! Seltsamerweise wird das Thema, z.B. in Deutschland, nahezu übersehen!

Alle veralteten Kühlmittel weltweit auszutauschen, würde nach neuesten Berechnungen bis zum Jahr 2050 zu einer Einsparung von einem CO2-Äquivalent von 90 Milliarden Tonnen CO2 führen! Wenn man zusätzlich alle Geräte technisch effektiver gestalten würde, würde sich dieser Betrag noch einmal verdoppeln, denn Geräte mit neuer Technik verbrauchen gerade mal 1/3 der elektrischen Energie der älteren Geräte. Man kann sich allerdings vorstellen, dass die meisten  der betroffenen heißen Länder in Afrika, Asien und Südamerika eine solche Umstellung wirtschaftlich kaum verkraften würden.

Zudem wurde erst 2019 das Kigali-Abkommen wirksam, in dem vereinbart wurde, die Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) als Kühlmittel nicht mehr zu verwenden. Dass das Abkommen schon überall umgesetzt wird, kann man nicht annehmen. Die Kühlmittel entweichen noch immer in die Atmosphäre und besitzen eine etwa 100 bis 10000 fache Treibhausgaswirkung verglichen mit CO2. Außerdem, viele Länder, u.a. die USA (!), haben das Kigali-Abkommen nicht ratifiziert. Als eine gute Alternative zu den FKWs hat sich als Kühlmittel das CO2 herausgestellt, wird aber noch sehr wenig verwendet.

Nur ein Vergleich: den weltweiten Fahrradgebrauch um 30% zu erhöhen, d.h. die Autofahrten um diesen Wert zu verringern, brächte im selben Zeitraum 2,3 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente. Auch eine beachtliche Menge, aber absolut nicht vergleichbar mit den Kühlanlagen dieser Welt.

Nun darf man nicht vergessen, dass für viele Gegenden dieser Welt ein dauerhaftes Leben oder gar ein erfolgreiches Wirtschaften vor der Erfindung der Kühlanlagen nicht möglich war. Selbst in Europa sind seit der Einführung der Klimaanlagen viele Tausend Bürgerinnen und Bürger weniger am Hitzetod verstorben als bei den Hitzewellen früherer Jahre (seit 2003 ca. 70.000 weniger!). Selbst in Südwestdeutschland starben im heißen Sommer von 2003 ca. 1.700 vornehmlich ältere Menschen am Hitzetod, während 2015, einem Sommer in dem es noch heißer war, aufgrund vermehrt eingesetzter Klimaanlagen 20% weniger verstarben.

Kühlanlagen werden deshalb, wie das Auto oder die Computer, als eine sogenannte Signalerfindung bezeichnet, die die Möglichkeiten menschlichen Lebens und Wirkens weltweit grundlegend verändert hat. Diese Eroberung völlig neuer Möglichkeiten lässt sich nicht zurücksetzen. Was die Kühlanlagen betrifft, denke man nur an Beispiele wie die Großstädte Phoenix in Arizona und Singapur oder an den Süden Chinas. Dort haben sich Dank Kühlanlagen megagroße Wirtschafts- und Wissenschaftsbereiche entwickelt, die ohne Klima- und Kühlanlagen nie entstanden wären. Auch die gekühlte Lagerung von Arzneimitteln und Impfstoffen rettet jährlich Millionen Menschen das Leben, von der Kühlung von Lebensmitteln aller Art gar nicht zu reden. In der Vergangenheit war es normal, dass in den Entwicklungsländern ca. 50% der Nahrungsmittel verdarben oder zu Lebensmittelvergiftungen führten, die vielen Menschen das Leben kostete! Mit Kühlung bei Lagerung und Transport können inzwischen sehr viele Nahrungsmittel für die Ernährung der Menschen erhalten werden und dies wird noch stark zunehmen.

Eine weitere Erderwärmung vorausgesetzt, muss man auch bedenken, dass in Zukunft immer mehr Kühlanlagen eingesetzt werden (müssen). Es beginnt ein sogenannter Teufelskreis (Circulus vitiosus), immer höhere Temperaturen, immer mehr Kühlanlagen und die bewirken eine weitere Temperaturerhöhung, usw.! Schon jetzt sagen die Schätzungen der International Energy Agency (IEA), dass in den nächsten 10 Jahren 1 Milliarde neue Klimaanlagen installiert werden, wobei  die  Gesamtzahl der Anlagen im Jahr 2016 bei 1,6 Milliarden gelegen hat. Wenn man noch die Kühlanlagen hinzurechnet, die z.B. Nahrungsmittel, Arzneimittel oder Computeranlagen kühlen, dann dürfte die Anzahl der Kühlanlagen in 10 Jahren bei ca. 6 Milliarden liegen. 1990 hatten in China nur wenige Gebäude eine Klimaanlage, heute gibt es fast eine Anlage pro Haushalt (siehe Foto aus The Economist August 25th, 2018). Man rechnet z.B., dass Saudi Arabien 2030 mehr Energie für Klimaanlagen verbrauchen wird, als es heute exportiert. Heute besitzen nur 8% der Menschen in den Tropen eine Klimaanlage, verglichen mit 90% der Haushalte in USA und Japan. Auch Wolkenkratzer in heißen Gegenden bedeuten ein zusätzliches Problem, weil durch die unterschiedlichen Luftdruckverhältnisse oben und unten, diese Gebäude luftdicht versiegelt werden und kompliziert klimatisiert werden müssen und auch die großen Shopping Malls sind ohne Klimatisierung undenkbar. Zusätzlich wird der Trend zu mehr Klimaanlagen in Schulen, Universitäten und Firmen durch wissenschaftliche Studien angeheizt, die zeigen, dass das Lernen, Studieren und Arbeiten in klimatisierten Räumen deutlich effektiver ist. Auch die Lebensmittelversorgung der wachsenden Weltbevölkerung ist letztlich nur mit Hilfe von mehr Kühlanlagen möglich.

Die IEA bezeichnet den Energieverbrauch der Klimaanlagen und Kühlanlagen als den kritischsten ‚Blinden Fleck‘ der gegenwärtigen Klima- und Energiediskussion und das Laurence Berkeley National Laboratory in Kalifornien hat 2017 betreffend der Einsparungsmöglichkeiten von CO2-Emmissionen eine Reihe von interessanten Zahlen errechnet: Wenn die Geräte so verbessert würden, dass nur noch die beste Technologie verwendet würde und alle FKWs vermieden würden, dann könnten zur Zeit ca. 1000 Kraftwerke (jeweils 500 Megawatt Kapazität) weltweit eingespart werden. In Indien würden 2022 3 mal mehr CO2-Emissionen eingespart werden, als durch den viel gerühmten Plan der Regierung 100 Gigawatt Solarkapazität zu installieren und in China könnten 8 Staudämme von der Größe des Drei-Schluchten-Staudamms, dem größten der Welt, inkl. deren Folgeschäden und Folgekosten, eingespart werden!

Sofortmaßnahmen könnten sein, die angestrebte Raumtemperatur zu erhöhen, in USA benötigt man oft in Räumen einen Pulli, während draußen 40 Grad Celsius herrschen. Auch sollten in allen Ländern, die es sich leisten können, sofort Energieverbrauchstandards und Energievorschriften für Gebäude (inkl. Isolierung, überhängende Dächer, keine Glaspaläste usw.) eingeführt werden. In Europa,  USA und Japan gibt es sie bereits, allerdings sind sie in Europa und Japan deutlich strenger als in USA. In fast allen armen und heißen Ländern gibt es sie noch nicht. Die Energiepolitik hat noch viel zu leisten! Mein Fazit: Es gibt deutlich ernstere Umwelt- und Energieprobleme auf dieser Erde als die von dem fragwürdigen Verein ‚Deutsche Umwelthilfe (DUH)‘ gerichtlich erzwungenen Dieselfahrverbote für den Individualverkehr! Die Energiediskussion wird von Interessenverbänden und Politikern dominiert, die mehr ihren eigenen Interessen nachgehen als dem Interesse der Weltbevölkerung.

(Informationen teilweise aus ‚The Economist Magazin‘ Sep 2018)